Vorläufige Erinnerungstafel an der ehemaligen „Viehauktionshalle“ angebracht

Heute, am 08.07.2017, haben Aktivist*innen des Antifacamps Weimar / Buchenwald 2017 eine Tafel an der Ruine der ehemaligen „Viehauktionshalle“ angebracht, um daran zu erinnern, dass an diesem Ort am 10. Mai 1942 Jüdinnen und Juden aus ganz Thüringen zusammen getrieben wurden, um anschließend gen Osten deportiert zu werden.

An diesem 10. Mai wurden 513 Jüdinnen und Juden in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert. Aus diesem Deportationszug überlebte die NS-Diktatur einzig Laura Hillmann.

Am 19.09.1942 wurden weitere 364 Jüdinnen und Juden aus Thüringen deportiert – dieses mal nach Theresienstadt. Bei dieser Deportation ist es nicht belegt, dass sie ebenfalls von der Viehauktionshalle ausging, aber es ist höchstwahrscheinlich. Es gab keine Überlebenden.

Später wurde die Halle von der Wehrmacht als Güterdepot genutzt, in dem bis 1945 Häftlinge des KZ Buchenwalds Zwangsarbeit leisten mussten.

Das Leiden, das an diesem Ort erzeugt und erlitten wurde, darf nicht in Vergessenheit geraten.

Dass Stadt und Land es bisher versäumt haben, an diesem Ort eine Stätte des Gedenkens zu errichten, stellt eine weitere Lücke in der deutschen Gedenkpolitik dar. Erst mit dem Brand im Jahr 2015 begann ein Ringen um den Ort und seine Bedeutung, dieses konnte noch nicht im Sinne eines Erinnerns der Opfer entschieden werden. Der schönste Kranz gewinnt? Eine Gedenkstättengestaltungstombola. Inzwischen ist ein Ideenwettbewerb zur Gestaltung eines Denkmals ausgerufen worden. Da kann die Frage aufkommen, ob das ein angemessener Umgang mit Opfern des Nationalsozialismus ist. Es sollte nicht um irgendein leeres Reuebekenntnis gehen. TäterInnen und Opfer müssen klar benannt werden. Wenn schon eine Ideensammlung angestrebt wird, sollte ein Entscheidungsgremium nicht aus irgendwelchen verordneten Verantwortlichen bestehen, sondern zunächst aus Überlebenden der Shoah oder Angehörigen der Opfer.

Wir wollen jedoch nicht nur Kritik üben. Unsere Aktion dient als erster praktischer Anstoß. Damit ist unsere Arbeit jedoch nicht getan: Den weiteren Verlauf werden wir begleiten.

Kein Vergeben deutschen TäterInnen, kein Vergessen der Opfer.

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